Weihnachten ist in Russland nicht so groß wie in Europa oder den USA. Dies liegt hauptsächlich daran, dass kirchliche Feste in Zeiten der Sowjetunion verboten waren und erst wieder seit 1991 offiziell als Feiertage gelten.
Viele Menschen kennen die Tradition und die Bräuche von Weihnachten deshalb gar nicht mehr so genau. Es wird daher hauptsächlich von gläubigen Menschen gefeiert und ist nach Ostern das zweit-wichtigste religiöse Fest des Jahres. Die Menschen in Russland feiern vor allem das Neujahrsfest.
Es ist unserem Weihnachten sehr ähnlich, sozusagen ein Ersatz-Weihnachtsfest mit Feuerwerk. Hier werden, wie beim christlichen Weihnachtsfest, Geschenke verteilt und es gibt auch einen geschmückten Weihnachtsbaum- Neujahrs-Tannenbaum.
1) Warum wird Weihnachten in Russland am 7. Januar gefeiert?
In Russland wird Weihnachten nicht wie bei uns am 25. Dezember, sondern erst am 7. Januar gefeiert. Dies liegt daran, dass in Russland für das Weihnachtsfest der julianische und nicht der gregorianische Kalender herangezogen wird.
Der "Heilige Abend" wird in Russland "Sochelnik" (сочельник) genannt und am 6. Januar gefeiert. Der Hauptgottesdienst zum Weihnachtsfest findet in der Nacht vom 6. auf den 7. Januar in der Christ-Erlöser-Kathedrale in Moskau statt.
Er startet um 23 Uhr und dauert ganze 3 Stunden. In der Kathedrale befinden sich dann bis zu 6.000 Gläubige, Wahnsinn. Der Gottesdienst wird auch landesweit im Fernsehen übertragen.
Am 7. Januar gehen die Gläubigen am Morgen noch einmal in die Kirche und feiern das Weihnachtsfest dann im Kreise von Freunden und Familie.
2) Die vorweihnachtliche Fastenzeit
Unter den Gläubigen der russisch-orthodoxen Kirche wird eine sehr strenge Fastenzeit gehalten. Diese beginnt 40 Tage vor dem Weihnachtsfest und endet erst um Mitternacht des 6. Januars. Zum Ende der Fastenzeit wird dann mit einem Festmahl das Weihnachtsfest gefeiert.
Während der Fastenzeit ist es z.B. nicht erlaubt Süßigkeiten zu essen. Nur Trockenfrüchte, Honig und Nüsse dürfen in Maßen konsumiert werden. Auch sollte auf tierische Produkte wie Fleisch, Milch, Eier, Käse und Butter komplett verzichtet werden.
An bestimmten Tagen ist es zumindest erlaubt, Fisch zu essen. Dieses Zugeständnis gilt allerdings nur bis zur letzten Woche vor Weihnachten. Dann ist nämlich auch der Konsum von Fisch untersagt.
Das ist aber noch nicht alles. So sollen die Gläubigen in der Fastenzeit auch nicht sündigen oder anderen etwas Böses antun. Sie sollen friedlich mit Ihren Mitmenschen zusammenleben und verzeihen, wenn es etwas zu verzeihen gibt.
3) Wieso haben Neujahr und Weihnachten in Russland die Plätze getauscht?
Nach der Oktoberrevolution 1917 durch die kommunistischen Bolschewiki unter Führung Lenins, wurde die Religion verboten. Auch alle religiösen Bräuche wurden aus dem Leben der Menschen verbannt.
Erst im Jahr 1935 wurde es den Menschen wieder erlaubt, Tannenbäume in ihren Wohnungen oder Häusern aufzustellen und feierlich zu schmücken. Dieses Zugeständnis wurde allerdings zum Neujahrsfest gemacht und fiel nicht auf die ursprünglichen Weihnachtstage.
Der Tannenbaum wurde mit einem kommunistischen roten Stern geschmückt und nichts sollte so mehr an die eigentlichen Bräuche von Weihnachten erinnern.
Nach und nach wurden somit viele Weihnachtsrituale auf das Neujahrsfest übertragen. Neujahr wird im Kreise der Familie gefeiert und auch die Geschenke werden an diesem Tag verteilt.
4) Väterchen Frost und seine Enkelin
In Russland gibt es nicht den klassischen Weihnachtsmann oder Knecht Ruprecht. Nein, hier kommen Väterchen Frost (Дед Мороз, gesprochen "Ded Maroz") und seine Enkelin Schneemädchen (Снегурочка, gesprochen "Snegurotschka") und bringen die Geschenke.
Sie haben auch einen Schlitten, welcher allerdings nicht von Rentieren, sondern Pferden gezogen wird. Väterchen Frost und seine Enkelin kommen natürlich am letzten Tag des Jahres und nicht zum 25. Dezember oder 7. Januar.
Hast Du selbst schon einmal ein Weihnachtsfest oder eine Neujahrsfeier in Russland miterlebt? Erzähle mir von Deinen Erlebnissen.
Wie immer ein sehr informativer Artikel. Das meiste war mit zwar schon bekannt, für irgendwas muss ja der Russisch Unterricht mal gut gewesen sein.Als Kind fand ich Väterchen Frost immer eine sehr spannende Sache.
LG aus Görlitz
Ina
Vielen Dank, liebe Ina 🙂
Mit Väterchen Frost konnte ich früher gar nichts anfangen, erst als ich die letzten Jahre mal öfter in Russland war 😉
Ich wünsche Euch einen guten Start in Görlitz 🙂
Liebe Grüße
Markus