Ein Tauchgang unter dem Eis des Baikalsees ist wirklich eine faszinierende und atemberaubende Sache. Die pure Schönheit lässt Dich alle Kälte vergessen und Du bist einfach wie verzaubert. Ich habe mir bei meiner Winter-Reise zum Baikalsee gleich 2 Träume erfüllt.
Zum einen habe ich eine Tour auf dem gefrorenen Baikalsee unternommen und durfte diese faszinierende und wunderschöne Eislandschaft mit eigenen Augen genießen. Zum anderen war ich auch unter dem Eis unterwegs. Ich habe nämlich einen Tauchgang unter dem Eis unternommen.
Wie so ein Tauchgang im Baikalsee genau abläuft, erzähle ich Dir jetzt. Vielleicht ist das ja auch etwas für Deine Baikalsee Reise. Meinen Tauchgang habe ich übrigens im Tauchzentrum Dive-Baikal gemacht. Es gibt aber sicher noch weitere Tauchzentren in Listwjanka oder Irkutsk, die so einen Tauchgang anbieten.
1) Anfahrt zum Tauchzentrum
Das Tauchzentrum Dive Baikal befindet sich in Listwjanka. Es liegt direkt am Baikalsee und nicht weit von der Bushaltestelle in Listwjanka entfernt. Das Hotel Majak ist ebenfalls direkt daneben.
Von Irkutsk aus kommst Du am einfachsten mit dem Bus nach Listwjanka und kannst dann direkt zum Tauchzentrum laufen.
2) Kosten Eistauchgang
Der Tauchgang kostet Dich insgesamt 7.000 Rubel (ca. 100 €) und dauert, je nach Luft und Kälteempfinden etwa 20 Minuten. Inklusive Vorbereitung und einer eventuellen Wartezeit, solltest Du mindestens 2 Stunden einplanen.
Wenn Du von Deinem Tauchgang auch ein Video haben willst, kommen optional noch 2.000 Rubel (ca. 28,50 €) hinzu. Ich habe das Video mitgebucht und finde es eine tolle Erinnerung an dieses einzigartige Erlebnis!
3) So läuft die Vorbereitung ab
Nach einer freundlichen Begrüßung bekam ich zunächst eine kurze Einweisung auf Englisch. Der Mitarbeiter Andrej erklärte mir, wie ich meine Ausrüstung bedienen kann und wie ich mich dann unter Wasser verhalten soll.
Ich habe bereits ein paar Tauchgänge hinter mir und bin auch zertifizierter Rescue-Diver, weshalb mir die Abläufe vor dem Tauchgang und unter Wasser bekannt sind. Meine Gedanken drehten sich mehr um die Wassertemperaturen und den Trockenanzug.
Ich bin bisher nämlich nur mit Wetsuits im Salzwasser getaucht und war schon gespannt, wie der Unterschied im Süßwasser mit Trockenanzug ist.
Zu meiner normalen Kleidung mit Sweatshirt und warmer Hose, bekam ich noch warme Zusatzkleidung gestellt. Anschließend wurde ich mit der Hilfe von Andrej und einem weiteren Mitarbeiter förmlich in den Anzug hineingepresst.
Nach dem die komplette Ausrüstung angelegt war, ging es auch schon hinaus Richtung Einstiegsloch. Das Loch ist nur wenige Meter vom Tauchzentrum entfernt und auf dem Weg wurde ich von Andrej begleitet. Er hatte mich im Arm und stellte sicher, dass ich nicht ausrutschen und eine unsanfte Landung auf dem Eis hinlegen würde.
Am Eisloch angekommen, wartete mein Guide Sergej bereits im Wasser auf mich. Mir wurden die Flossen angelegt und mit Hilfe von Andrej setzte ich mich an den Rand des Eislochs.
Dann ging es auch direkt ins Wasser und ich griff mir noch hastig mein Mundstuck, da ich dachte nicht mehr stehen zu können. Diese Sorge war aber unbegründet, da das Wasser am Anfang des Eislochs noch nicht so tief war.
4) Der Tauchgang unter dem Eis des Baikalsees
Ich stand also im Wasser am Ufer des Baikalsees und starrte durch das Loch im Eis in die Tiefe. Dann ging es los. Luft raus und ab nach unten.
Sergej schwamm voraus und ich folgte ihm. Am Anfang machte mir allerdings der Trockenanzug und das Süßwasser schon ziemlich zu schaffen. An eine ruhige und gleichmäßige Atmung war da nicht zu denken.
Es waren einfach viele neue Eindrücke auf einmal, mit denen ich klar kommen musste. Die Kälte (wobei ich sie im weiteren Verlauf des Tauchgangs gar nicht mehr gespürt habe), das beeindruckende Eis und die Unerfahrenheit mit dem Trockenanzug.
Mal stieß ich fast mit dem Kopf gegen das Eis, weil zu viel Luft im Anzug war und dann wieder mit den Knien auf den Boden, weil ich zu viel Luft herausgelassen hatte. Das Spielchen ging so für einige Minuten weiter, aber dann konnte ich mich besser austarieren, entspannter durch das Wasser gleiten und den Tauchgang endlich genießen.
Jetzt hatte ich auch ein Auge für die unfassbare Schönheit des Eises. Die Sonnenstrahlen kamen durch und alles war sehr klar und hell, obwohl das Eis von oben mit Schnee bedeckt war.
Es ist schon unglaublich, welche Formen und Farben sich bei einem Blick von unten auf das Eis ergeben. Ich bin es beim Tauchen ja gewohnt, in eine neue Welt abzutauchen, aber dieses Mal war es noch einmal eine ganz neue Erfahrung.
Unterwasser gab es so gut wie keine Fische, mir ist zumindest nur ein sehr kleines Exemplar aufgefallen. Dafür habe ich aber sehr viel Krill gesehen. Es war schon lustig, wie sich diese kleinen Krebstierchen in der Gruppeauseinander bewegen, wenn man ihnen näher kommt.
Das Eis ist einfach unbeschreiblich schön. Mal ganz klar, mal weiß oder in verschiedene Blautöne gehüllt. Die schönsten Eisformationen und Lichtspiele, die Du Dir vorstellen kannst.
Am Ende des Tauchgangs, in der Nähe des Einstiegslochs, hat mein Guide mir dann auch gezeigt, wie ich mich, auf dem Kopf stehend, mit den Flossen am Eis festkleben kann.
Er hat es mir einmal vorgeführt und ich sollte es nachmachen. Im dritten Versuch hat es dann auch bei mir geklappt. Die vorigen Versuche sahen für Außenstehende aber eher wie ein ungelenkes Nilpferd beim Wassersport aus.
Als ich dann auf Sergejs anraten aber die ganze Luft aus dem Anzug ließ, klappe es direkt. Als wenn ich das schon mein ganzes Leben so gemacht hätte. Der schönste Moment des Tauchgangs war für mich die Stille und Anmut, während ich kopfüber am Eis klebte.
Das Sonnenlicht färbte das Wasser unter dem Einstiegsloch in einen tollen Türkiston und alles blieb für ein paar Sekunden stehen. Ich genoss noch einmal die Schönheit des Eises und fühlte große Dankbarkeit, dass ich so etwas Einzigartiges erleben darf.
Voller Euphorie kam ich wieder an die Oberfläche. Mir wurden von Sergej meine Flossen ausgezogen und so konnte ich über eine kleine Treppe aus dem Loch steigen.
5) Nach dem Tauchgang unter dem Eis
Der Ausstieg war ganz schön rutschig und mit der Druckluftflasche auf dem Rücken war ich froh, wieder unbeschadet ins Tauchzentrum zu gelangen. Sonst fühlte ich mich aber sehr gut und habe während dem Tauchgang (bis auf den Anfang) auch keine Kälte gespürt.
Ich war viel zu sehr mit dem Eis beschäftigt. Nach dem Tauchgang habe ich nur ein Brennen im Gesicht bemerkt, was aber nicht weiter schlimm und aufgrund der Wassertemperaturen von + 0,5° C auch ganz normal war.
Insgesamt war ich 22 Minuten unter dem Eis und auf einer maximalen Tiefe von 12 Metern. Andrej hat mir dann auch noch erzählt, dass jährlich nur eine Hand voll Deutscher diesen Tauchgang machen. Dafür aber umso mehr Chinesen.
Die Tauchgänge der chinesischen Touristen beschränken sich aber auf wenige Minuten. Die durchschnittliche Tauchzeit aller Teilnehmer liegt übrigens bei ca. 7 Minuten. Mit meinem Eistauchgang-Zertifikat gab es dann noch ein Abschlussfoto vor dem Eingangsloch. Eine schöne Erinnerung!
Kannst Du Dir so einen Eistauchgang auch vorstellen oder hast Du einen Tauchgang im Eis schon selbst einmal gemacht? Ich bin auf Deinen Kommentar gespannt!
So schön, auch wenn Tauchen jetzt sogar nicht für mich ist. Tolles Video und sicher ein unvergessliches Erlebnis! Danke fürs teilen deiner Erfahrungen und der wunderbaren Bilder.
LG von da wo die Sonne in Deutschland zuerst aufgeht
Ina
Liebe Ina,
vielen Dank für Deinen Kommentar und es freut mich, dass Dir das Video gefällt 🙂
Das ist wirklich ein unvergessliches Erlebnis, aber auch ohne Tauchgang ist der Baikalsee im Winter unbedingt einen Besuch wert! Eine Tour auf dem Eis ist so schön und faszinierend, einfach unbeschreiblich!
Liebe Grüße
Markus