Im und um den Baikalsee gibt es eine riesige Tier- und Pflanzenwelt. Der rund 25 Millionen Jahre alte See beherbergt etwa 4.000 verschiedene Arten von Pflanzen, Fischen und Tieren, die dazu auch zum größten Teil endemisch sind, also nur im bzw. am Baikalsee vorkommen.
Aktuell sind etwa 2.640 Tier- und 1.370 Pflanzenarten entdeckt, es kommen aber jedes Jahr Neue hinzu. Besonders bei Algen, Bakterien, Würmern und Krebstieren, werden immer wieder neue Arten gefunden. Bekannte Vertreter der Tierwelt am Baikalsee sind die Baikalrobbe, der Omul Fisch und der Bargusin Zobel.
In der Baikal Pflanzenwelt ist für die Einheimischen besonders die Zeder mit ihren schmackhaften Zedernüssen wichtig. Auch die zahlreichen Kräuter, Pilze und Beeren werden von ihnen gesammelt und zum Verzehr oder für Arzneimittel genutzt.
1) Pflanzen am Baikalsee
Die Pflanzenwelt rund um den Baikalsee ist sehr reichhaltig. Es gibt heilende Kräuter, endemische Blumen und Flechten, mächtige Zedern, Bäume mit freigelegten Wurzeln und zahlreiche sibirische Beeren und Pilze.
Auch die Pflanzen in der Steppe machen einen großen Teil der Vielfalt aus. Hier wachsen etwa 670 verschiedene Pflanzenarten. Im Vergleich dazu gibt es im Wald etwa 625, im Hochgebirge etwa 550 und in den Wiesen etwa 319 verschiedene Arten.
1.1) Bäume
Der Lieblingsbaum der Einheimischen am Baikalsee ist die mächtige Zeder. Die Höhe des Baumes kann über 40 Meter betragen. Die Einheimischen nennen sie auch Brotbaum, weil die Zeder die Menschen mit ihren Zedernüssen ernährt.
Diese Nüsse werden großflächig geerntet und dann verkauft. Sogar über die Landesgrenzen hinweg sind sibirische Zedernüsse sehr gefragt und auch als Zederöl erhältlich. Das Holz der Zeder hat heilsame Eigenschaften, weshalb ganze Häuser, Geschirr und andere Gegenstände daraus gemacht werden.
An der süd-östlichen Küste des Baikalsees bei der Sandbucht, gibt es auch die berühmten "laufenden Bäume". Sie werden so genannt, da sie durch ihre freigelegten Wurzeln wie in Bewegung aussehen. Dieses Phänomen wird durch starke Winde ausgelöst, die den Sand über den Wurzeln einfach wegblasen.
1.2) Blumen
Sehr berühmt ist der wilde Rosmarin (Bagulnik), der im Frühling überall am Baikalsee mit seinen kleinen rosa Blüten zu finden ist. Er ähnelt dann ein bisschen den schönen japanischen Kirschblüten.
In den Tälern und Bergen rund um den Baikalsee, gibt es auch das berühmte Edelweiß. Es erinnert so ein bisschen an die Alpen. Eine endemische Blumenart sind die roten Saranki (Heuschrecken), die nur in der Umgebung des Baikalsees wachsen.
1.3) Kräuter
Die Rhodiola wächst auf den steinigen Felsen im Baikalgebirge und hat eine heilsame Wirkung. Auch weitere Kräuter wie der Thymian (Tschabrets), die Sagan-Dailja, das Weidenröschen und das Gottesmutter Gras (Kuril Tee) wachsen hier.
Die Kräuter gibt es reichlich an den Ufern und sie werden von den Einheimischen gesammelt und zu Tee oder Arzneimittel weiter verarbeitet. Der Tschabrets (Thymian) beruhigt z.B. das Nervensystem, verbessert den Schlaf, lindert Husten und verstärkt die Potenz bei Männern.
Die Sagan-Dailja gibt dagegen Energie und macht müde Menschen wieder munter. Sie soll aber mit Vorsicht (nur einige Blätter pro Tasse) eingenommen werden.
1.4) Pilze
Im Taiga-Wald und in den Bergen des Baikalsees wachsen viele Pilze. Ich würde Dir aber unbedingt empfehlen, nur mit Bekannten die aus der Gegend kommen, selbst Pilze zu sammeln. Es gibt hier auch einige giftige Pilze, die nicht so leicht von verzehrbaren Pilzen zu unterscheiden sind.
Es gibt u.a. Ölpilze, Milchpilze, Reizker, Wellen und auch Pilze, die unter den Birken und Espen wachsen. Die sibirischen Menschen marinieren und salzen die Pilze und braten sie allein oder zusammen mit Kartoffeln an. Die besten Pilze gibt es von Juli bis September.
1.5) Beeren
Auch Beeren wachsen reichlich in den Wäldern und Feldern um den Baikalsee. Es gibt unter anderem wilde Erdbeeren, Himbeeren, Blaubeeren, Heidelbeeren, Johannisbeeren, Preiselbeeren, Moosbeeren, Steinbeeren und Moltebeeren.
2) Fische im Baikalsee
Im Baikalsee gibt es etwa 65 verschiedene Fischarten, wobei die meisten davon sogar endemisch sind. Das bedeutet, dass es diese Arten nur im Baikalsee gibt.
2.1) Omul
Der bekannteste Fisch des Baikalsees ist auf jeden Fall der Omul. Ihm wirst Du während der Reise des Öfteren begegnet. Auf dem Fischmarkt in Listwjanka kannst Du ihn in getrockneter bzw. geräucherter Form kaufen, oder auch direkt in einem Restaurant verkosten.
Vom Omul gibt es fünf verschiedene Unterarten, die in verschiedenen Regionen des Sees zu finden sind. Es gibt sie in Selenga, Tschiwyrkui, Posolskoje, Sewerobaikalsk und Bargusin.
2.2) Endemische Fischarten
Neben dem Omul gibt es noch viele weitere endemische Fische im Baikalsee. Ebenfalls "beliebt" ist die transparente Golomjanka, die wertvolle Fette beinhaltet und früher von den Einheimischen auch zur Herstellung von Arzneimitteln verwendet wurde.
Zusammen mit dem Omul zählt die Golomjanka zu den am tiefsten vorkommenden Süßwasserfischen der Welt. Auch der Breitkopf-Fisch ist endemisch und hält sich größtenteils am Grund des Baikalsees auf. Hier erfährst Du mehr über die Baikalsee Tiefe.
2.3) Fische auf der Roten Liste
Zu den gefährdeten Fischen im Baikalsee, die auch auf der Roten Liste stehen, zählt der Taimen. Er kann bis zu 1,4 Meter lang und 30 kg schwer werden. Auch der seltene Lachs Dawatschan zählt dazu. Ihn gibt es nur im Norden des Baikalsees im Frolikha-Gletschersee.
2.4) Weitere Fischarten
Weitere Fischarten sind z.B. die weiße oder schwarze Äsche (auch Kharius genannt), deren Fleisch bei den Einheimischen sehr beliebt ist. Außerdem gibt es auch sehr bekannte Fischarten wie Hecht, Barsch, Wels, Karpfen, Groppen, Stör oder den Weißfisch.
2.5) Flohkrebse
Das Wasser des Baikalsees ist sehr klar und sauber. Das geschieht nicht von Zauberhand, sondern dafür sind winzige Flohkrebse verantwortlich. Sie leben im tiefen kalten Wasser des Sees und allein von ihnen gibt es 230 verschiedene Arten. Sie machen ganze 90 % der Biomasse des Baikalsees aus.
Besonders wichtig sind die Baikal-Epischura, die zwar nur 1,5 mm groß sind, dafür aber Algen und Bakterien vertilgen. Größere Flohkrebse und auch der Turbellarias Wurm, können sogar verstorbene Fische oder auch Landwirbeltiere zersetzen. Die Fischer ziehen ihre Netze deshalb auch schnell wieder ein.
3) Tiere im und um den Baikalsee
3.1) Baikalrobbe
Das bekannteste Tier im Baikalsee ist die Baikalrobbe. Sie ist endemisch und die einzige Süßwasserrobbenart der Welt. Die Baikalrobbe erreichte vor über eintausend Jahren den Baikalsee über das Lena-Flusssystem aus dem Arktischen Ozean.
Sie sieht der arktischen Robbe sehr ähnlich, weißt aber auch gewisse Unterschiede auf. Direkt nach der Geburt ist die Baikalrobbe noch weiß mit einem flauschigen Pelz. Nach einem Jahr bekommt sie dann das typische glatte Fell und eine schwarzbraune Farbe.
Die Robben leben hauptsächlich im Nordosten des Baikalsees auf den Uschkany Inseln in der Tschiwyrkuiski Bucht. In den letzten Jahren haben sie sich aber so stark vermehrt, dass Du mittlerweile überall im Baikalsee auf eine Robbe treffen kannst.
Die Robben sind scheu und haben Angst vor Menschen. Aus sicherer Entfernung bei einer geführten Tour, kannst Du sie aber beim Sonnenbad auf den Felsen beobachten. Die Baikalrobbe kann den Atem für eine Stunde anhalten und bis zu 100 Meter tief tauchen, um auf Jagd nach der Golomjanka zu gehen.
3.2) Braunbären
In den Wäldern rund um den Baikalsee befinden sich viele Braunbären. Besonders häufig kommen sie in der unberührten Natur im Norden des Sees vor. Hier scherzen die Menschen sogar, dass auf jeden Quadratmeter Fläche ein Braunbär kommt.
An den wilden Küsten des Baikalsees triffst Du am häufigsten im Mai und Juni auf Bären, wenn sie gerade am Fische fangen sind. Es gibt sogar geführte Foto-Touren, bei denen Du die Bären aus nächster Nähe beobachten kannst.
3.3) Irbis Schneeleopard
Der Irbis ist ein seltener Schneeleopard, von dem es nur rund 50 Exemplare am Baikalsee gibt. Sie sind sehr scheu und praktisch nicht zu sehen. Ein Männchen kommt auf ein Gewicht von bis zu 50 kg.
3.4) Bargusin Zobel
Der Bargusin Zobel gehört zur Gattung der Marder und hat ein sehr wertvolles Fell. Dank dem Zobelpelz entwickelte sich Irkutsk im 17. und 18. Jahrhundert zu einer reichen Handelsstadt. Die Kaufmänner transportierten die Zobelpelze nach Alaska und verkauften sie an reiche Familien in Europa.
Einen Teil ihrer Einnahmen spendeten sie an Errichtungen wie Kirchen, Waisenhäuser und Schulen in Irkutsk und nutzen es auch zum Aufbau neuer Gebäude. Heutzutage steht der Zobel leider auf der Roten Liste der gefährdeten Tierarten und ist nur noch in geringer Zahl am Baikalsee beheimatet.
Er ist übrigens auch im Stadtwappen von Irkutsk verewigt, wo das Fabelwesen "BABR" einen Zobel im Maul trägt. Ebenso ist es in anderen sibirischen Städten, wie Nowosibirsk, Tjumen und Enissejsk.
3.5) Hirsche
Im Norden des Baikalsees und in Tofalarien werden Hirsche und Rentiere gehalten. Früher hatten sie sogar das ganze Gebiet um Irkutsk bewohnt.
3.6) Vögel
In den Steppen rund um den Baikalsee existieren insgesamt 7 Arten von Adlern. Der Seeadler ist dabei das verehrte Symbol der Burjaten und Schamanen. Zudem gibt es am Baikalsee rund 236 verschiedene Vogelarten, worunter 29 Arten Wasservögel sind.
3.7) Weitere Tiere
Am Baikalsee kannst Du des Weiteren auch Luchse, Füchse, Elche, Moschustiere, Bisamratten, Vielfraße und auch Schlangen finden.
Hast Du die einzigartige Tier- und Pflanzenwelt am Baikalsee schon einmal selbst erlebt? Berichte mir davon in den Kommentaren!