Der "Tag des Vaterlandsverteidigers" (День защитника Отечества) ist ein sehr wichtiger Tag in Russland. Er wird jährlich am 23. Februar gefeiert und ist ein gesetzlicher und somit arbeitsfreier Feiertag.
An diesem Tag werden alle Verteidiger des Vaterlands, sprich alle Soldaten geehrt. Dieser Tag ist aber nicht nur für das Militär, denn ob man selbst in der Armee gedient hat, ist an diesem Tag eher zweitrangig. Alle Männer und auch Jungen dürfen sich an diesem Tag gratulieren lassen.
Der Tag ist praktisch ein umfunktionierter Männertag und damit das Äquivalent zum internationalen Weltfrauentag am 8. März, der in Russland ebenfalls sehr groß gefeiert wird.
1) Der geschichtliche Hintergrund zum "Tag des Vaterlandsverteidigers"
Der Feiertag wurde ursprünglich im Jahr 1922 von Lenin als "Tag der Roten Armee" eingeführt. In den Jahren 1949 bis 1991 lief er unter dem Namen "Tag der Sowjetarmee und Seestreitkräfte".
Bis zum Ende der Sowjetunion war er einer der wichtigsten Feiertage und hat an die Anfänge der Roten Armee erinnert. Nach dem Fall wurde der Feiertagzum "Tag der russischen Armee" und kurze Zeit später dann zum "Tag des Vaterlandsverteidigers" umbenannt.
Warum aber gerade am 23. Februar? Nach der Machtübernahme der Bolschewiki um Lenin 1917, wurde am 25. Januar 1918 das Dekret zur Gründung der Roten Armee erlassen. Das offizielle Gründungsdatum istkomischerweise aber der 23. Februar 1918.
Am 23. Februar 1918 sollen zudem erste Siege der Roten Armee gegen die Truppen des Deutschen Reiches erzielt worden sein, was durch historische Untersuchungen aber bereits wiederlegt wurde.
Nichtsdestotrotz entstand daraus ein Mythos und ein nicht mehr angezweifelter Fakt. Bis in die heutige Zeit ist das Datum unverändert geblieben.
2) Wie wird der "Tag des Vaterlandsverteidigers" gefeiert?
Der "Tag des Vaterlandsverteidigers" wird in Russland mit offiziellen Paraden, Festumzügen und Konzerten gefeiert. Es gibt auch vielerorts Feuerwerke, wobei das größte und beeindruckenste Spektakel in Moskau stattfindet.
Die Feierlichkeiten sind militärisch geprägt und sollen auch an die Kriegszeiten erinnern. Viele Männer zeigen sich deshalb in ihrer alten Armeebekleidung oder ähnlicher militärischer Aufmachung. Mancherorts werden auch historische Schlachten nachgestellt und große Volksfeste organisiert.
3) Was wird traditionell geschenkt?
Wie zum Weltfrauentag am 8. März, ist es auch am 23. Februar üblich, den Männern an ihrem "besonderen Tag" zu gratulieren und etwas zu schenken.
Anstatt Blumen und Pralinen gibt es am Tag des Vaterlandsverteidigers allerdings größtenteils Duschgel oder Aftershave. Socken sind auch eine beliebte Geschenkoption.
Die Männer und Jungen werden an diesem Tag überall beglückwünscht. Sei es auf der Straße, im Café, bei der Arbeit oder in der Schule. Sie werden dabei nicht nur von bekannten, sondern auch von fremden Frauen angesprochen.
4) Das Männerbild in der russischen Gesellschaft
In der russischen Gesellschaft gibt es oft noch die Vorstellung des "echten" russischen Mannes. Er ist hart im Nehmen, stark wie ein Bär und ihn kann so schnell nichts aus der Fassung bringen.
Der Mann ernährt seine Familie und tritt als Beschützer auf. Durch die Stärkung des Militärs in den letzten Jahren, ist diese Ansicht noch ein Stück weit selbstverständlicher geworden.
Dass dieses Bild sicherlich nicht immer der Realität entspricht, kannst Du Dir selbst denken. Richtig ist aber auf jeden Fall, dass sich russische Männer gerne gegenseitig messen und "männlichen" Hobbies nachgehen.
Die Vorstellung der Rolle der Frau ist in Russland ebenfalls noch sehr traditionell. Sie soll sich um den Haushalt und die Familie kümmern und dabei natürlich auch noch gut aussehen.
In Wirklichkeit arbeiten viele Frauen und kümmern sich nebenher trotzdem noch um den Haushalt und die Familie. Gut aussehen tuen sie dabei natürlich ebenfalls. Es gibt in Russland übrigens eine verhältnismäßig hohe Anzahl an erfolgreichen Frauen in der Arbeitswelt.
Was denkst Du über den Tag des Verteidigers des Vaterlandes? Warst Du während den Feierlichkeiten vielleicht schon einmal selbst vor Ort?
Zu der Behauptung, der 23. Februar sei "ursprünglich im Jahr 1922 von Lenin als 'Tag der Roten Armee' eingeführt" worden, hätte ich gern eine nachprüfbare Quelle (also nicht bloß Hinweis auf andere Artikel, die diese Legende berichten, oder auf offensichtlich falschen deutschen Wikipedia-Artikel).
Hallo Günter,
wie ist denn Deine Sicht zum Ursprung dieses Tages?
Liebe Grüße
Markus